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KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Polygraph 3

Von den Polyphon-Musikwerken
herausgebrachte Schreibmaschine
mit bescheidenem Verkaufserfolg.

Erscheinungsjahr: 1905
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Polygraph 3 (ab 1905)   Nächste Maschine>
     



 

Auch die Polyphon-Musikwerke in Wahren bei Leipzig versuchten sich um 1900 an der Konstruktion einer Schreibmaschine. Die erste Maschine von 1903 (Abbildng rechts) glich mit ihrer zweireihigen halbrunden Tastatur und den aufrecht stehenden Typenhebeln einer Mischung aus Hammond und Bar-Lock. Die Zeichenfolge war die einer Idealtastatur.




 
 

Die hier vorgestellte "Polygraph 3" war mit gerader Universaltastatur und doppelter Umschaltung ausgestattet. Sie hatte 32 Tasten, mit denen 96 verschiedene Zeichen geschrieben werden konnten. Die Maschine verfügte damit über eine größere Anzahl an Zeichen als andere Schreibmaschinen. Eine Taste der "Polygraph" hatte eine zusätzliche, besondere Funktion: Durch deren Niederdrücken und gleichzeitigem Verschieben des Wagens bzw. Drehen der Walze konnten, eingefärbt durch das Farbband, ohne weitere Hilfsmittel Linien auf dem Papier gezogen werden.




 



 

Die "Polygraph 3" ist den Vorderaufschlagmaschinen zuzurechnen, obwohl ihre Typen leicht schräg auf der Walze aufschlugen. Um das Geschriebene sehen zu können, musste man sich etwas strecken oder die Maschine tiefer stellen, damit man über die aufrecht stehenden Typenhebel blicken konnte.

Der Preis der Maschine lag anfangs bei 325 Mark.




 
 

Da Maschinen anderer Hersteller technisch bereits weiter fortgeschritten waren, war der Verkaufserfolg der "Polygraph" nur sehr bescheiden und der Schreibmaschinenbau wurde von Polyphon bereits 1909 wieder aufgegeben. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in 1919 ein erneuter Versuch unternommen, die "Polygraph" auf den Markt zu bringen, der jedoch ebenfalls scheiterte. Daher sind von der "Polygraph" heute nur noch einige wenige Exemplare erhalten.




 



 

Die Polyphon-Musikwerke in Wahren bei Leipzig gingen zurück auf Gustav Brachhausen und Ernst Paul Rießner, die 1889 in Eutritzsch (Leipzig) ein Unternehmen zur Herstellung von mechanischen Musikapparaten gründeten. Nach Umzg nach Wahren und Umfirmierung entstanden 1895 die Polyphon-Musikwerke, die mit ihren Musikautomaten, Spieldosen, Orchestrions und Schallplatten weltbekannt wurden. Die Produktion von Schreibmaschinen ab 1903 war allerdings ein Mißerfolg und wurde daher bald wieder eingestellt. Sehr erfolgreich verlief dagegen der in 1904 aufgenommene Bau von Automobilen der Marken "Polymobil" und "Dux", der in 1916 in die "Dux-Automobilwerke AG" ausgegliedert wurde.

Im Jahr 1917 übernahmen die Polyphon-Musikwerke die Deutsche Grammophon AG und verlegten den Sitz nach Berlin. Ob und inwieweit die Polyphon noch selbständig war oder eine Fusion erfolgte, ist unklar. In den Leipziger Adressbüchern waren die Polyphon-Musikwerke noch bis 1932 verzeichnet, ab 1933 erschien die Deutsche Grammophon als Eigentümer der Leipziger Firmengrundstücke. Von 1937 bis 1945 wurde das Betriebsgelände von einer Werkzeugmaschinenfabrik genutzt, dann folgte die Demontage (auch der Dux-Werke) durch die Sowjetische Besatzungsmacht und die Nutzung als Reparaturbetrieb für Motoren der sowjetische Armee bis ins Jahr 1991.

Die Musiklabels "Deutsche Grammophon" und "Polydor" sind bis heute ein Begriff.




 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Polygraph 3
Technik: Typenhebelmaschine mit Oberaufschlag und doppelter Umschaltung
Erscheinungsjahr: 1905
Hersteller: Polyphon-Musikwerke, Wahren bei Leipzig
Konstrukteur: Ernst Paul Rießner
Seriennummer: V7492
Baujahr:




 
 

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Quellen: Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Verlag Johannes Meyer, Pappenheim, 5. Aufl. 1934; Adler, The Writing Machine, Georg Allen & Unwin Ltd., London 1973; The Typewriter History & Encyclopedia, Typewriter Topics, New York 1923; Robert/Weil, Typewriter, Sterling Publishing, New York 2016; Dux, Wikipedia 2019; Geheimtipp-Leipzig.de, Von der Lochplatte zum Laster 2019; Deutsche Grammophon, Wikipedia 2019

(193SX004226-0619-29.12.2019-1219-0120)




 

- Sammlung Arnold Betzwieser -




 

(1219-2-3054)