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KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Astra L

Pultaddiermaschine mit "Zwölfertastatur",
mit Hand- und Elektroantrieb.

Erscheinungsjahr: 1929

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Konstrukteur der "Astra" war John E. Greve, geb. am 14.05.1880 in Altona (Hamburg). Greve hatte zunächst Maschinenbauer gelernt und später, nach zwischenzeitlichem Aufenthalt in den USA, in Eutin Maschinenkonstruktion studiert. In den Jahren 1909-1919 war er Chefkonstrukteur der Chemnitzer Wanderer-Werke. Sein Wahlspruch lautete "per aspera ad astra" - "über Steine zu den Sternen". Im Jahr 1921 gründete Greve die Astrawerke AG in Chemnitz. Weiterer Großaktionär wurde der Bankier Wilhelm Nicolaus Dannhof. Greve übernahm als Direktor die Leitung der Gesellschaft und die Produktion der "Astra" begann.




 

Die "Astra" gehörte zu den sog. "Zahnstangen-Maschinen" und hatte viele Vorzüge. So besaß sie eine erweiterte Zehnertastatur, die außer den Tasten für die Ziffern 0 bis 9 erstmals noch zusätzliche Tasten für "00" und "000" hatte ("Zwölfertastatur", siehe Abbildung rechts). Mit den zusätzlichen Tasten konnte eine höhere Eingabegeschwindigkeit erreicht werden.




 
 

Die Ziffern waren noch nicht in der heute üblichen Reihenfolge angeordnet, in der die Ziffern 1-9 in drei Reihen je 3 Ziffern, beginnend mit der Ziffer 1 links unten und endend mit der Ziffer 9 rechts oben verlaufen. Statt dessen waren die Ziffern 1-9 in zwei Tastaturreihen angeordnet, innerhalb derer die Ziffernfolge in einer Zickzacklinie verlief.

Die "Astra L" hatte außer den 12 Zifferntasten eine Additionstaste (+), eine Subtraktionstaste (-), eine Nichtaddiertaste für Nummern- und Datumseigabe (#), sowie Wiederholungs- (R), Summen- (*) und Zwischensummentaste (◊). Ferner war links der Tastatur ein Löschhebel vorhanden. Die Anzahl der eingegebenen Stellen wurde von einem Zeiger in einem Sichtfenster oberhalb der Tastatur angezeigt.

Die "Astra L" war mit Hand- und Elektroantrieb ausgestattet. Die Ausgabe der Beträge erfolgte mit einem Druckwerk und einem zweifarbigen Farbband auf einer Papierrolle. Mit dem Additionsstreifen war die Kontrolle der eingegebenen Zahlen auch im Nachhinein leicht möglich und war somit wesentlich einfacher als nach der herkömmlichen Kontrollanzeige ohne Ausdruck, bei der ein angezeigter Betrag spätestens nach Eingabe des nächsten Betrags endgültig verloren war. Negative Beträge wurden in rot ausgedruckt.




 

Der Elektromotor war an der Rückseite der Maschine außerhalb des Gehäuses angebracht (Abbildung rechts). Die Umschaltung von Hand- auf Elektroantrieb erfolgte mittels eines kleinen Hebels unterhalb der Additionstaste, der bei Schaltung auf Handantrieb die Sperrung der Additionstaste und bei Schaltung auf Elektroantrieb die Sperrung der Handkurbel bewirkte.




 
 

Der Preis einer "Astra" mit elektrischem Antrieb lag bei 2.000 Reichsmark.


Die Astrawerke, die 1929 eine Belegschaft von 407 Mitarbeitern hatten, galten ab 1929 als Marktführer für Rechen- und Buchungsmaschinen in Europa. Die Anzahl der Mitarbeiter wuchs bis 1938 auf 1.800. Vor und während des zweiten Weltkriegs beteiligten sich die Astrawerke an der Rüstungsproduktion. Nach Kriegsende verfügte die sowjetische Militäradministration 1945 die vollständige Demontage des Werks; Greve wurde entlassen. 1948 übersiedelte Greve nach Köln und versuchte dort im fortgeschrittenen Alter einen Neuanfang, zunächst mit der "Exacta Büromaschinen GmbH", dann 1955 mit der formellen Verlagerung der Astrawerke nach Köln und einer Zusammenarbeit mit Kienzle. All das führte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg. 1963 schied Greve aus der Gesellschaft aus und verstarb 1967 in Düsseldorf.

Die Astrawerke in Chemnitz wurden 1948 unter der Bezeichnung "Astra-Werke VEB" zum "Volkseigenen Betrieb", der später in "Mechanik Astrawerke VEB Chemnitz" umbenannt wurde. 1953 wurden Astra und Wanderer (Continental) zum "VEB Büromaschinenwerk" zusammengelegt. Im Jahr 1954 wurde die Produktion von Buchungsmaschinen getrennt und vom "VEB Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt" (Chemnitz war inzwischen von den DDR-Machthabern in "Karl-Marx-Stadt" umbenannt worden) fortgeführt. Das Warenzeichen "Astra" wurde 1959 in "Ascota" (Astra+Continental) umbenannt.

1973 wurde mit mehr als 10.000 Beschäftigten der Personalhöchststand erreicht. Seit 1955 waren 200.000 Buchungsmaschinen produziert worden. 1978 wurde der Betrieb umbenannt in "VEB Robotron Buchungsmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt" und produzierte Bürocomputer.

Nach dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 (aus "Karl-Marx-Stadt" war wieder Chemnitz geworden) entstand die "Robotron Ascota AG Chemnitz", die in den Jahren 1991-1993 liquidiert wurde. Das bedeutete das Ende einer 70jährigen Büromaschinenproduktion in Chemnitz.




 
Astra L    
Zwölfertastatur Additionsstreifen Druckwerk



 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Astra L
Technik: Zahnstangenmaschine
Besonderheiten: Elektromotor und Zughebel
Kapazität: 10 Stellen
Erscheinungsjahr: 1929
Hersteller: Astrawerke AG, Chemnitz
Seriennummer: 49458




Mehr zu John E. Greve und den Astrawerken: > Förderzentrum Pro Chemnitz <

Mehr zu Wilhelm Nicolaus Dannhof: > Wikipedia <




 

>Eintrag im Rechnerlexikon<


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Quellen: Martin, Die Rechenmaschinen und ihre Entwicklungsgeschichte 1. Bd. (Reprint der 1. Aufl., Pappenheim, 1925 mit Nachtrag bis 1935), Verlagsbuchhandlung Köntopp, Leopoldshöhe; Handbuch der Büro-Maschinen, Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Berlin 1928; Internetseite der "Förderzentrum Pro Chemnitz GmbH" www.prochemnitz.de 2006; Wilhelm Nicolaus Dannhof, Wikipedia 2012

(012RX00093-1205-13.01.2006-1012)




 

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