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KLEINE AUSSTELLUNG "HISTORISCHE BÜROTECHNIK"

Schreibkugel des Malling-Hansen

Erste in Serie gegange
Schreibmaschine der Welt.


Erscheinungsjahr: um 1870

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Rasmus Malling-Hansen,

geboren am 5. September 1835, war Pastor und Leiter eines "Taubstummeninstituts", einer Schule für gehörlose Menschen in Kopenhagen, Dänemark. Um eine bessere schriftliche Verständigung der Gehörlosen zu ermöglichen, konstruierte er um 1865 eine Maschine, die er 1870 als Patent anmeldete und die er anschließend von einer Kopenhagener Mechanikerwerkstatt in mehreren Ausführungen in geringer Stückzahl herstellen ließ und kommerziell anbot. Damit begann die Ära der Schreibmaschine.




 
 

Charakteristisch für die "Skrivekugle" (dän.), die nur Großbuchstaben schrieb, war der halbkugelartige Messingkörper mit Typenstäben, die zum Abdruck des jeweiligen Zeichens von oben nach unten auf das Papier gestoßen wurden.




 



 

Die Erfindung Malling-Hansens war ein Meisterwerk an Präzision und technischer Eleganz. Die 54 halbkugelförmig angeordneten Typenstäbe glitten bei Anschlag des jeweiligen Tastenkopfs auf eine zentrierte Aufschlagfläche von gerade 5 x 5 Millimeter. Auf diesem kleinen "Amboss", über den das Papier geführt wurde, erfolgte der Abdruck der Buchstaben, Ziffern und sonstigen Zeichen.




 



 

Jeder Typenstab, der nur ein einziges Zeichen trug und der nach Betätigung von einer Spiralfeder wieder in seine Ausgangsstellung zurückgeführt wurde, traf in einem anderen Winkel am Druckpunkt auf.




 
 

Die Farbgebung erfolgte anfangs mittels Kohlepapier, später durch ein Farbband. Das Papier -verwendet wurde ein kleines Format ("Oktavblatt")- war in einem Rahmen eingespannt und wurde bei jedem Tastendruck um eine Zeichenbreite weiterbefördert.




 



 

Die Maschine war bereits mit automatischer Zeilenschaltung, Wagenrücklauf, Leertaste, Glockensignal bei Zeilenende und -ab 1878- mit umschaltbarem Farbband ausgestattet. Die Schrift war nach Anheben des Schreibkopfes sichtbar.


Die erste Schreibmaschine besaß also bereits alle wesentlichen technischen Elemente, wie sie noch ein Jahrhundert später bei modernen Schreibmaschinen Verwendung fanden.




 
 

Malling-Hansen baute seine Maschinen in verschiedenen Varianten. Das erste Modell wurde sogar elektrisch angetrieben, die weiteren Maschinen waren dann nicht mehr elektrifiziert. Als Spezialausführungen gab es ein Modell für die Telegraphie mit Papierstreifen, eine Maschine zum kryptographischen Schreiben sowie eine Ausführung mit Blindenschrift. Die Schreibkugel wurde in Dänemark, Deutschland, Österreich und Frankreich verkauft und wurde zuletzt auch in Wien produziert. Insgesamt wurden etwa 180 Maschinen hergestellt. Der Verkaufspreis der Maschine lag in Deutschland bei 450 Mark.




 

Wegen ihrer besonderen Ästhetik war die "Malling-Hansen" wohl die schönste jemals gebaute Schreibmaschine. Nur wenige Maschinen sind heute noch erhalten.




 
 

Mit einer Schreibkugel des Malling-Hansen schrieb 1882 auch der damals sehbehinderte Philosoph Friedrich Nietzsche.

So auch folgenden Text:

SCHREIBKUGEL IST EIN DING GLEICH MIR - VON EISEN
UND DOCH LEICHT ZU VERDREHN ZUMAL AUF REISEN.
GEDULD UND TAKT MUSS REICHLICH MAN BESITZEN
UND FEINE FINGERCHEN, UNS ZU BENÜTZEN.

NIETZSCHE




 



 

Maschinendaten:
Bezeichnung: Skrivekugle, Schreibkugel, Writing Ball
Besonderheiten: Erste serienmäßig gebaute Schreibmaschine der Welt
Erscheinungsjahr: um 1870
Erfinder: Rasmus Malling-Hansen, Kopenhagen, Dänemark




 

Quellen: Burghagen, Die Schreibmaschine, Verlag der Handels-Akademie, Hamburg 1898; Martin, Die Schreibmaschine und ihre Entwicklungsgeschichte, Verlag Johannes Meyer, Pappenheim, 5. Aufl. 1934; Eberwein, Nietzsches Schreibkugel, Typoskript-Verlag, Schauenburg 2005; Abbildungen mit freundlicher Erlaubnis des Eigentümers

(191S990442-1116-26.11.2016-1116-1216-0117-0620)




 

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